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Zuchtpenis aus dem Labor

von menscore
Fachliche Beratung: Ärztliche Redaktion
© Darren Baker - Fotolia.com
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Im Labor Zellen züchten war gestern. Der neue Trend: ganze Organe züchten. Und das ist kein Scherz. Versuchskaninchen konnten sich mit einem solchen Labor-Penis paaren und viele kleine Kaninchen zeugen. Die Forscher arbeiten seitdem an einem Einsatz der Technologie beim Menschen.

Zellen säen, Organe ernten

US-Amerikanische Forscher vom Institute for Regenerative Medicine am Wake Forest University Baptist Medical Center in North Carolina, USA, haben funktionsfähige Schwellkörper aus den eigenen Zellen der Tiere gezüchtet. Gerade die Rekonstruktion von Schwellkörpergewebe, das für die Erektion zuständig ist, gilt u.a. wegen seiner komplexen Funktion als besonders schwierig. Silikonprothesen können zwar die benötigte Form bieten, nicht aber die natürliche Fähigkeit zur Erektion.

Für den Kaninchenpenis aus dem Labor entnahmen Prof. Anthony Atala und Mitarbeiter aus den Schwellkörpern (Corpora cavernosa) in den Penissen der Tiere Gefäß- und Muskelzellen. Diese wurden im Labor auf ein Gerüst, eine Art dreidimensionale Backform, aufgebracht. Das Gerüst, das die Form und Größe der (gewünschten) Schwellkörper hatte, war derart konstruiert, dass die darauf wachsenden Zellen das schwammartige Gewebe bilden konnten, das für die  Schwellkörper typisch ist. Als die neuen Schwellkörper fertig waren, wurden sie in die Penisse der Tiere verpflanzt.

Erfolg auf der ganzen Linie

Nach einer Heilungsphase klappte es bei den Versuchskaninchen dann auch mit der Paarung und sogar Fortpflanzung. Die Probe aufs Exempel wurde mit zwölf Weibchen gemacht. Schon nach einer Minute, nachdem sie mit den Weibchen zusammengebracht wurden, legten die neu bestückten Männchen los. Ergebnis: Nach der Paarung wurden bei acht Weibchen Spermaspuren in der Vagina festgestellt, und vier von ihnen waren schwanger.

Zwar seien weitere Studien erforderlich, so der Leiter der Studie und Direktor des Instituts Atala, aber ihre Ergebnisse legten nahe, dass die Technologie das Potenzial hat, auch bei Menschen mit gutem Ergebnis zum Einsatz zu kommen, insbesondere bei Patienten mit angeborenen Fehlbildungen, Peniskrebs, Verletzungen und einigen Fällen von schwerer erektiler Dysfunktion.

Zukunftsaussichten für den Penis aus dem Labor

Der Urologe und Chirurg Atala und sein Team waren übrigens weltweit die ersten, die jemals ein komplettes Organ im Labor herstellen konnten. Atala und Team haben schon etwa 30 Kindern und Erwachsenen vollständig im Labor hergestellte Blasen eingesetzt. Derzeit testet Atala mehr als 20 Organe bzw. Gewebetypen, darunter Nieren und Herzklappen.

Wann das Verfahren Serienreife erlangen wird, kann derzeit noch nicht gesagt werden.

„In den vergangenen 25 Jahren habe ich mehrfach den Kopf geschüttelt, wenn mir scheinbar wahnsinnige Innovationen vorgestellt wurden. Einige wenige haben es dennoch zur Marktreife geschafft. Vielleicht wird das in zehn Jahren für diese gezüchteten Organe auch zutreffen…“, sagt Urologe Dr. Tobias Pottek, Chefarzt der Urologie am Asklepios Westklinikum in Hamburg-Rissen.

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