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Unbekannte, gefährliche Geschlechtskrankheit

von menscore
Fachliche Beratung: Ärztliche Redaktion
© Kaspars Grinvalds - Fotolia.com
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Bei körperlichen Intimitäten besteht häufig auch das Risiko, sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit zu infizieren. Die Infektion mit HTLV-1 birgt das Risiko für spätere Krebserkrankungen, Lähmungen und Haut- und Augenentzündungen. 

Wissenschaftler schätzen, dass sich weltweit ca. 20 Millionen Menschen mit dem HTLV-1, dem Humanen T-lymphotropen Virus, infiziert haben. Dennoch ist das Virus, das bereits vor fast 40 Jahren entdeckt wurde, bisher kaum erforscht. Wissenschaftler fordern nun in einem offenen Brief an die WHO, das Virus HTLV-1 auszurotten.

Auswirkungen einer Infektion

In den meisten Fällen merken die Betroffenen nichts von ihrer Infektion mit HTLV-1. Bei drei bis fünf Prozent der Infizierten kommt es jedoch nach Jahrzehnten zu einer Tumorerkrankung, der Adulten T-Zell-Leukämie. Die Lebenserwartung beträgt dann nur noch sechs bis acht Monate. Forscher sehen HTLV-1 als einen der am stärksten Krebs erzeugenden Faktoren überhaupt an. Darüber hinaus kann das Virus auch andere Krankheiten und Beschwerden auslösen, darunter die Tropische Spastische Parese oder Haut- und Augenentzündungen.

HTLV-1 Virus

Entdeckt wurde das HTLV-1 Virus kurz vor der Aids-Epidemie der 80er Jahre. Die Entdeckung ist dem Forscher Robert Gallo zu verdanken. Damals war dies eine wissenschaftliche Sensation, denn es handelte sich um das erste Retrovirus, das überhaupt beim Menschen gefunden wurde. Diese Art Viren kann die RNA ihres Erbguts in DNA umschreiben, um sie dann in das Erbgut ihres Wirts zu integrieren. Unter Forschern hielt man es damals mitunter für nicht möglich, dass Retroviren auch beim Menschen vorkommen. Die Entdeckung des HTLV-1 belehrte sie eines Besseren und lenkte die Forscher damals überhaupt erst in die Richtung, dass Aids durch ein Retrovirus ausgelöst wird. Die Aufmerksamkeit damals lag jedoch schwerpunktmäßig auf den HIV-Patienten. Wer sich mit der Erforschung von Retroviren beschäftigte, wechselte zu HIV. Die Erforschung von HTLV-1 musste dahinter zurückstehen.

Und so blieb es auch all die Jahre weiterhin, weshalb das Virus HTLV-1 beinah in Vergessenheit geriet, bis 2016 schließlich eine Studie veröffentlicht wurde, aus der hervorging, dass in einigen Ureinwohner-Gemeinschaften Zentralaustraliens fast jeder zweite Erwachsene das Virus in sich trägt. Infektionsschwerpunkte wurde zudem im zentralafrikanischen Gabon und in Nigeria ausgemacht. Infizierte sind jedoch nicht nur in Entwicklungsländern zu finden. In Frankreich etwa sind 10.000 bis 25.000 Menschen HTLV-1-positiv, im Vereinigten Königreich sind es 20.000 bis 30.000. Zwischen 30 und 40 Prozent der Erwachsene in Japan tragen darüber hinaus das Virus in sich. Ein besonderes Risiko, die Infektion zu übertragen, stellen dabei stillende Mütter dar. Zwischen 20 und 24 Prozent aller Infektionen werden durch das Stillen ausgelöst. Die größte Wahrscheinlichkeit jedoch, sich mit dem Virus anzustecken, besteht bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr.

Impfstoff oder Therapie nicht in Sicht

Eine Therapie der HTLV-1-Infektion ist nicht bekannt. Ebenso gibt es keinen Impfstoff. Von den Forschern wird gefordert, dass infizierte Personen darüber informiert werden sollen, dass auf sie eine lebenslange klinische sowie labordiagnostische Überwachung zukommen wird. Weiterhin sollten die Betroffenen darüber aufgeklärt werden, dass sie ihren Sexualpartner bei ungeschütztem Verkehr anstecken können. Daher wird auch eine Untersuchung des bisherigen Sexualpartners als notwendig angesehen. Infizierten stillenden Müttern wird nahegelegt, ihr Baby stattdessen mit künstlicher Babymilch zu füttern, um das Kind so vor einer Infektion beim Stillen zu schützen.

In Deutschland gibt es pro Jahr nur ein oder zwei bestätigte Fälle von HTLV-1. Jedoch wird auch entsprechend selten auf das Virus hin getestet. Das gilt letztlich auch für Bluttransfusionen und transplantierte Organe. Das kann mitunter gravierende Folgen haben. Im Jahr 2006 kam es in Deutschland zur Transplantation der Organe eines Spenders, der mit HTLV-1 infiziert war, wie in späteren Untersuchungen festgestellt wurde. Bei einer der Empfängerinnen der Organe kam es Jahre später zur Entwicklung einer Tropischen Spastischen Parese. Bei zwei weiteren Empfängern entwickelten sich Tumore.

Offener Brief an die WHO

In dem offenen Brief der Forscher an die WHO wird die Forderung gestellt, mehr gegen das Virus zu tun. Es sei enttäuschend, dass HTLV-1-Infizierten so wenig Aufmerksamkeit zuteil würde. Die Forscher, die sich international zusammengeschlossenen haben, wollen das Bewusstsein für den Erreger und die von ihm ausgehenden Gefahren schärfen. Auch Gallo selbst, der Entdecker des HTLV-1-Virus, ist einer der Unterzeichner des offenen Briefes. In dem Brief wird u. a. auch darauf hingewiesen, dass HTLV-1 nicht einmal in der Liste der sexuell übertragbaren Krankheiten genannt wird, die von der WHO herausgegeben wird. Dabei sei Sex der Hauptübertragungsweg des Virus.

Auch in Deutschland solle man nicht davon ausgehen, dass das Virus nur ein Problem in weit entfernten Regionen sei. Für Krankheiten bestehen keine Grenzen. Die mittlerweile besseren Behandlungsmöglichkeiten von HIV könnten zudem wieder zu einem riskanteren Sexualverhalten führen. Das wiederum könnte eine Ausbreitung des HTLV-1-Virus auch in Europa begünstigen. Dementsprechend wird von vielen Forschern gefordert, dass auch hierzulande verstärkt auf das Virus hin getestet wird. Nur so ließen sich letztlich auch Trends ausmachen, was die Verbreitung von HTLV-1 angeht.

Auch andere Geschlechtskrankheiten sind ein Problem

Ein großes gesundheitliches Problem stellen auch Chlamydien dar, mit denen 10 Prozent aller jungen Frauen unter 26 Jahren infiziert sein sollen. Oftmals werden die Infektionen beim Schwangerschaftsscreening entdeckt. Bei Frauen führen die Bakterien zu chronischen Unterbauchschmerzen, im schlimmsten Fall kann es sogar zur Unfruchtbarkeit kommen. Männer leiden bei einer Chlamydien-Infektion unter Entzündungen von Harnleiter, Blase oder Prostata.

Zu den häufig vertretenen Geschlechtskrankheiten gehört weiterhin auch Gonorrhoe, umgangssprachlich auch Tripper genannt. Aussagekräftige, landesweite Daten zu Infektionen gibt es nicht, da nur in Sachsen Meldepflicht besteht. Dort jedoch wurde eine Verdoppelung der Fälle festgestellt. Durch Gonorrhoe-Keime kann es zu Entzündungen des Urogenitaltrakts kommen. Schwangere können im ersten Trimenon sogar ihren Fötus verlieren.

Eine bundesweite Meldepflicht besteht hingegen beim Syphilis-Erreger. Bleibt eine Infektion unbehandelt, kann dies zu Schäden an der Haut und des Herz-Kreislauf-Systems führen. Eine Behandlung mit Antibiotika dagegen ist problemlos möglich.

Guten präventiven Schutz bieten Kondome. 

Mit Material von DocCheck.

 

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