Sexsucht: Wenn Sex das Leben beherrscht – und zerstört von menscore 4. April 2013 geschrieben von menscore Fachliche Beratung: Ärztliche Redaktion © Jeffrey Collingwood - Fotolia.com Ein wichtiges Symptom: Leidensdruck Dass auch nur vermeintliche Sexsucht Leidensdruck produziert, vereinfacht die Aufgabe von Ärzten und Sexualtherapeuten auch nicht gerade. „Viele Männer kommen im Glauben in die Praxis „sexsüchtig“ zu sein, was sich bei näherer Exploration aber als nicht richtig herausstellt“, so Dr. Pfau. Aber Betroffene und Therapeuten wissen, was sich hinter dem Phänomen, verbirgt – egal, was für einen Namen man ihm gibt: Sexsucht ist ein ernstes Problem für die Betroffenen, die trotz großen Leidensdrucks sehenden Auges weiter ein sexuelles Verhalten an den Tag legen, das sie und manchmal auch ihre Familien zerstört. Als Beispiel nennt Psychologe Dr. Rory Reid vom Semel Institut für Neurowissenschaft und Menschliches Verhalten an der UCLA in Los Angeles Fälle von Männern, die ihr halbes Einkommen für die Dienste von Prostituierte ausgeben, und solchen, die statt zu arbeiten, im Büro Pornoseiten besuchen – und das trotz mehrfacher Ermahnung und der deshalb drohenden Kündigung. „Wer tut so etwas? Doch nur jemand, der ein Problem hat“, sagt Reid. Ein Problem, das auch die sozialen Beziehungen der Betroffenen sowie das, was sie beruflich erreicht haben und noch erreichen könnten, in kurzer Zeit zunichtemachen kann. Und das ist noch nicht alles: ihnen drohen außerdem noch die Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten, manchmal sogar mit dem Aids-Virus (HI-Virus). Trotz all dieser Gefahren, die ihnen meist sogar bewusst sind, können betroffene Männer den Drang, den Impuls, der quälend stark wird, wenn ihm nicht nachgegeben wird, nicht unterdrücken. „Dieser Drang ist stärker als sie“, sagt auch Sexualmediziner Dr. Pfau. „Sie sind unfähig, damit aufzuhören. Ihr Gehirn ist quasi fixiert auf Sex. Das führt oft zu Einsamkeit und Isolation – so groß ist ihre Scham und ihr Schmerz“. Nicht nur Sex Dass es den Betroffenen nur um Sex ginge, sei eine Fehlannahme, so Psychologe Reid. „Es geht nicht mehr um Sex, als es bei Essstörungen um Nahrungsmittel geht oder bei der Spielsucht um Geld.“ Sexsüchtige sind also nicht Personen, die einfach nicht genug von Sex bekommen können, sondern es sind Menschen, die mit der Gier nach Sex unbewusst andere, tiefergehende Probleme überlagern. Meist sind es Stress, Ängste, Depressionen oder Scham- und Schuldgefühle, die die Betroffenen zu einem riskanten sexuellen Verhalten führen. Die Behandlung Gerade weil die Erkrankung von vielen noch nicht als Krankheit im engeren Sinne wahrgenommen wird, ist es für Betroffene nochmal schwieriger, Hilfe zu bekommen. Kaum einer geht zum Arzt oder zum Psychologen und schildert sein Leid. Es sind eher die Krisen, die die Betroffenen nach Hilfe suchen lassen. Entweder sie werden von der Partnerin „dabei erwischt“, aus dem Job gefeuert oder sie gehen pleite, weil sie all ihr Geld für Huren, Telefonsex und Pornos ausgegeben haben. Für manch einen dürfte eine derartige Krise wie ein Befreiungsschlag sein, weil damit erstens die ständige Angst vor der Entdeckung nachlässt, die die Symptome einer jeden Sucht verstärken kann, und zweitens genug Druck entsteht, professionelle Hilfe zu suchen. So sieht die Therapie aus Psychologe Reid etwa empfiehlt seinen Patienten, ihre Gedanken, die sie zu dem riskanten Verhalten führen, genau zu erforschen und zu analysieren. „Wenn ein Patient sagt, er kann dem Drang nicht widerstehen, frage ich ihn, was er denkt, was denn passieren würde, wenn er dem Drang nicht nachgibt. Würde sein Penis abfallen? Ich versuche sie dazu zu bringen, die Angelegenheit realistischer zu betrachten“, so der Psychologe. Laut Reid sind Einzel- und Gruppentherapie sinnvoll, aber auch Selbsthilfegruppen und ein Plan für den Notfall sind wichtig. Man sollte wissen, wen man anrufen kann, wenn es wieder besonders schlimm wird. Man sollte Leidensgenossen kennen, um sich nicht allein zu fühlen, und damit die Schamgefühle nicht dazu führen, dass man glaubt, schlecht oder falsch zu sein. Man sollte wissen, was man tun kann, um keine Angst vor den eigenen Gefühlen zu haben. Man sollte eine Strategie haben, wie man sich um seine Gefühle kümmern kann. Ein Netzwerk an Menschen, die die Probleme kennen, einen verstehen und unterstützen, kann helfen, den Leidensdruck zu mindern und auch den „Suchtdruck“, zu verringern, berichtet der Experte. „Besonders erfolgversprechend ist in solchen Fällen ist eine Gesprächstherapie unter Einbeziehung der Partnerin, wobei solche Therapien Experten vorbehalten bleiben sollten“, empfiehlt Dr. Pfau. Aber auch Medikamente, die gegen andere Zwangsstörungen eingesetzt werden, können die Impulskontrolle verstärken und den Druck erträglicher machen, damit der Betroffene dem Drang besser widerstehen kann. Mit jeder solchen positiven Erfahrung steigt das Selbstvertrauen, und langsam aber sicher kann der Betroffene die Kontrolle über seine kompulsiven Handlungen und damit über sein Leben wieder erlangen. Die medikamentöse Behandlung kann und sollte in vielen Fällen von Psychotherapien begleitet werden. Aber mit oder ohne psychologische Unterstützung, das persönliche Hilfsnetzwerk sollte auf jeden Fall stehen und genutzt werden. Seiten: 1 2 GeschlechtskrankheitenPornoSexsuchtSexualtherapie vorheriger Beitrag Schießen Sie schneller als Ihr Schatten, Cowboy? nächster Beitrag Penisverkrümmung – so wird er wieder gerade Verwandte Beiträge Häufiger Pornokonsum ist schädlich Tipps für Sex ab dem 60. Lebensjahr Sexprobleme jenseits der 40 Diabetes kann Sexualstörungen machen Langeweile im Bett? Rücken Sie ihr mit diesen... Autoerotische Unfälle – Kick mit Risiko – Teil...