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Prostatakrebs: bestrahlen oder operieren?

von menscore
© 7activestudio - Fotolia.com
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Operieren oder bestrahlen? Beide Methoden heilen Prostatakrebs, beeinträchtigen Blasen- und Darmfunktion sowie die Erektionsfähigkeit aber unterschiedlich. Eine vergleichende Langzeitstudie liefert wichtige neue Erkenntnisse.

In Deutschland ist Prostatakrebs unter Männern die häufigste Krebserkrankung. Jedes Jahr werden nach Angaben des Robert Koch-Instituts etwa 63 400 Neuerkrankungen diagnostiziert. Ein Prostatakrebs kann heute im Frühstadium durch eine Operation oder eine Strahlentherapie geheilt werden. Beide Behandlungen haben jedoch unterschiedliche Auswirkungen auf die Lebensqualität, die nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) bei der Therapiewahl berücksichtigt werden sollten.

Prostatakrebs ist heilbar, und betroffene Männer haben nach der Diagnose eine Lebenserwartung von 15 Jahren oder länger. Während dieser Zeit müssen die Patienten mit den Folgen der Therapie leben, die bei Operation und Radiotherapie zunächst unterschiedlich sind. „Nach der Operation, bei der die Prostata komplett entfernt wird, kommt es häufig zur Harninkontinenz und zu Potenzstörungen“, erklärt DEGRO-Präsident Professor Dr. med. Jürgen Dunst, Direktor der Klinik für Strahlentherapie an der Universität Lübeck. Für den Alltag heißt das nicht nur, dass einige Männer Einlagen tragen müssen, sondern auch, dass die Erektionsfähigkeit verloren gehen kann. Die Strahlentherapie sei hier im Vorteil, so Dunst. Viele Patienten, die vor der Behandlung diesbezüglich keine Probleme hatten, bleiben nach der Bestrahlung ebenfalls beschwerdefrei. Es könne jedoch zu Störungen der Darmfunktion kommen, wenn die Strahlung die an die Prostata angrenzende Darmschleimhaut schädigt. Eine mögliche Folge seien schmerzhafte Stuhlgänge: „Hier zeigt die Erfahrung jedoch, dass Patienten mit einer zuvor guten Darmfunktion nach der Radiotherapie seltener Probleme bekommen“, ergänzt der DEGRO-Präsident.

Eine aktuelle Studie aus den USA, in der mehr als 1600 Männer ein, zwei, fünf und 15 Jahre nach der Behandlung nach ihren Beschwerden befragt wurden, liefert nun Vergleichsdaten zu den Langzeitauswirkungen der beiden Therapien. Die Studie wurde im New England Journal of Medicine, einer der renommierten Fachzeitschriften weltweit, veröffentlicht.

Dabei stellte sich heraus, dass sich die Lebensqualität nach 15 Jahren wieder angleicht. „Viele Patienten erholen sich in den ersten Jahren nach der Operation von der Harnwegsinkontinenz. Sie erreichen aber auch nach 15 Jahren nicht die Lebensqualität von Patienten nach Strahlentherapie“, betont Professor Dr. med. Thomas Wiegel, Ärztlicher Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Ulm und Beauftragter der DEGRO für Prostata-Zentren. So war der Anteil der Patienten, die regelmäßig Einlagen tragen müssen, 15 Jahre nach der Operation noch immer mehr als doppelt so hoch wie bei den strahlentherapierten Patienten.

Bei der Sexualfunktion hatten Männer aus der Prostatektomie-Gruppe nach zwei und fünf Jahren häufiger Erektionsstörungen als die aus der Radiotherapie-Gruppe, obwohl Letztere im Mittel fünf Jahre älter waren. Nach 15 Jahren kommt es zu einer Angleichung, die aber vor allem eine Folge des hohen Alters ist. Bei der letzten Befragung hatten in beiden Gruppen etwa neun von zehn Männern eine erektile Dysfunktion, was angesichts eines Lebensalters von etwa 80 Jahren nicht mehr als Problem angesehen wurde. Auch die Störung der Darmfunktion nach der Strahlentherapie ist in der Regel nicht dauerhaft: Der Anteil der Patienten, die nach der Radiotherapie über schmerzhafte Stuhlgänge klagten, ging von 14 Prozent nach zwei Jahren auf vier Prozent nach 15 Jahren zurück. Es gab hier am Ende keine Unterschiede mehr zu den operierten Patienten.

„Die Studie zeigt, dass insbesondere ältere Patienten, die bislang keine Probleme mit Inkontinenz, Potenz und Darmfunktion hatten, von der Strahlentherapie profitieren. Innerhalb der ersten Jahre haben sie deutliche Vorteile gegenüber operierten Patienten und danach auch keine wesentlichen Nachteile“, folgert Dunst. Die Therapie sollte jedoch immer individuell und eng auf den Patienten abgestimmt werden.

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