Keine Wechseljahre für Männer von menscore 17. März 2015 geschrieben von menscore © olly - Fotolia.com Wenn Männer über Antriebsschwäche, Müdigkeit oder Libidoverlust klagen, wird häufig ein altersbedingter Testosteronmangel vermutet. Aber stimmt das wirklich? Tatsächlich sind in Deutschland nur drei bis fünf Prozent der Männer über 60 von einem echten Testosteronmangel betroffen. Es gebe keine „Wechseljahre“ beim Mann, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Ab etwa dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel des Mannes jedes Jahr um ein bis zwei Prozent, was zumeist keine spürbaren Auswirkungen hat. Männer über 60 Jahre leiden häufiger an depressiven Verstimmungen, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Nervosität und Libidoverlust, seltener auch an einer Art Hitzewallungen. „Diese Beschwerden können vielfältige Ursachen haben, auch das Absinken des Testosteronspiegels kann mit ein Grund sein“, erklärt Prof. Dr. Sven Diederich, Ärztlicher Leiter des Endokrinologikum Berlin am Gendarmenmarkt, Zentrum für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, und Vize-Präsident der DGE. „Jedoch haben die meisten Männer keinen behandlungsbedürftigen Testosteronmangel. Ein solcher kann etwa dann auftreten, wenn Erkrankungen des Hodens oder ein großer Tumor der Hirnanhangdrüse, die die Testosteronproduktion reguliert, vorliegen. In diesem Fall behandeln wir die Patienten sehr erfolgreich mit Testosteronpräparaten“, so der Experte. Denn liegt ein wirklicher Hormonmangel vor, ist eine Testosteronbehandlung begründet. Aber in der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen haben nur drei bis fünf Prozent einen Testosteronmangel, der den Libidomangel und andere Symptome wie erektile Dysfunktion erklärt. Dieser Gruppe, zu denen auch stark übergewichtige Männer mit erhöhtem Blutdruck, erhöhten Blutfetten und/oder erhöhtem Blutzucker gehören, könne durch eine Hormontherapie geholfen werden, betont Prof. Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE aus Bochum. Beim Mann sinke der Testosteronspiegel sehr langsam und kontinuierlich ab. Erst wenn der Testosteronspiegel einen bestimmten Grenzwert unterschreite, träten Beschwerden auf – und dies auch nicht bei jedem Mann. „Man kann nicht von einem männlichen Klimakterium sprechen“, so Schatz. Nichtsdestoweniger seien die vermeintlichen „Wechseljahre des Mannes“ eine „Modeerkrankung“ und daher ein viel diskutiertes Thema in der Bevölkerung und in den Medien. Unabhängig von den Kontroversen unter Fachleuten werde mit Hormonprodukten Geld verdient. Kontrovers diskutiert und weiter erforscht wird, ob und welche Risiken, etwa Herz- und Kreislauf-Erkrankungen, die Testosterontherapie bei älteren Männern begründet. Die Arzneimittelbehörde in den Vereinigten Staaten (FDA), nicht aber die in Europa (EMA), fordert von den Herstellern, Warnhinweise in die Beipackzettel aufzunehmen. Professor Schatz bilanziert: „Wir warnen davor, Testosteron kritiklos zu verschreiben, nur weil manche Anzeichen für einen Testosteronmangel sprechen, insbesondere ohne Bestimmung des Hormonspiegels. Jeder Fall muss auch individuell entschieden und der Patient muss regelmäßig kontrolliert werden.“ HodenHodenerkrankungLibidoLibidoverlustTestosteronmangelWechseljahre Mann vorheriger Beitrag So kommen Sie wieder in Sex-Stimmung nächster Beitrag Erhöht Potenz-Pille das Hautkrebs-Risiko? Verwandte Beiträge Führt Testosteronmangel zu schwerem Covid-Verlauf? Das neue Turbo-Testosteron Depressionen? Testosteron könnte helfen Testosteron – Das Männerhormon Nummer 1 Ältere Männer & Testosteron: Nutzen ja, Schaden nein Ibuprofen kann den Hoden schaden