Aktuell Hodenkrebs – Gute Heilungschancen

Hodenkrebs – Gute Heilungschancen

von menscore
Fachliche Beratung: Ärztliche Redaktion
© Leon Forado - Fotolia.com
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Er ist einer der aggressivsten Krebsarten, hat aber auch mit die besten Heilungschancen, wenn er unverzüglich behandelt wird. Betroffen sind insbesondere junge Männer.

Geschwollener Hoden mit oder ohne Knoten, eventuell Verhärtung des Hodensackes und/oder eines Hodens, meist schmerzlos, selten auch mit Vergrößerung der Brüste und Verlust der Schamhaare. Möglicherweise Hodenkrebs, der besonders häufig bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren vorkommt. Unbehandelt lässt der Hodenkrebs dem Betroffenen etwa 1 bis 2 Jahre intensiven Lebens.

So sind Sie richtig gewappnet

Ab dem 20. Lebensjahr regelmäßig vor, während oder nach dem Onanieren oder auch unter der Dusche die Hoden selbst abtasten. Zusätzlich einmal jährlich vom Urologen untersuchen lassen. Ab dem 45. Lebensjahr einmal jährlich zur Vorsorgeuntersuchung gehen.

Die Behandlung hängt von der Art des Krebses ab. Wird der Krebs früh genug entdeckt, sind die Heilungschancen sehr, sehr gut (ca. 97 %)!

Suchen Sie deshalb bei dem geringsten Verdacht den Urologen auf. Wird der kranke Hoden entfernt, kann eine Silikonprothese eingesetzt werden. Der gesunde Hoden reicht für die Samen- und Hormonproduktion aus.

Entwicklung und Symptome

Der Hodenkrebs entwickelt sich aus den Keimzellen des Hodens, den Vorläufern der Samenzellen. Die Ursachen, die zum Hodenkrebs führen, sind noch ungeklärt. Einige Risikofaktoren sind bekannt, so die genetische Veranlagung, die Hypospadie oder ein Hodenhochstand.

Die schmerzlose, harte, überwiegend einseitige Schwellung des Hodens ist das Hauptsymptom bei Hodenkrebs. Sie wird vom Patienten selbst oder oft von der Partnerin getastet. Für die Behandlung des Hodenkrebses stehen Operationen, die Chemotherapie und die Strahlentherapie zur Verfügung. Die Wahl des Therapieverfahrens hängt in erster Linie von der Tumorart sowie dem Tumorstadium ab. Die Prognose der Erkrankung ist gut bis sehr gut. Vorbeugende Maßnahmen sind bisher nicht bekannt. Jedem Mann zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr ist zur Tumorfrüherkennung deshalb zu empfehlen, die Hoden regelmäßig selbst zu untersuchen.

Selten aber böse

Unter den Hodentumoren sind etwa 95 % bösartig (maligne). Der Hodenkrebs ist aber ein recht seltener Tumor. Er macht nur ca. 1 bis 2 % aller Krebserkrankungen beim Mann aus. Etwa 5.000 Männer erkranken jährlich neu an Hodenkrebs, von 100.000 Männern in Deutschland sind knapp zehn von der Krankheit betroffen. Ungefähr 90 bis 97 % aller bösartigen Hodentumoren entstehen aus den Keimzellen des Hodens. Man nennt sie daher auch „Keimzelltumoren“. Da im Hoden verschiedene Zelltypen vorkommen, unterteilt man den Hodenkrebs je nach seinem Ursprung in 2 etwa gleich häufige Hauptgruppen: in Seminome und Nicht-Seminome. Es können auch Mischtumoren auftreten, die dann allerdings wie Nicht-Seminome therapiert werden.

Bei jungen Männern zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr ist der Hodenkrebs allerdings der häufigste bösartige Tumor. Dabei sind Seminome häufiger zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr zu beobachten, während Nicht-Seminome bevorzugt 10 Jahre früher auftreten. In den letzten 30 Jahren hat sich die Häufigkeit von Hodenkrebs mehr als verdoppelt. Dabei spielt auch die verbesserte und frühere Diagnose eine wichtige Rolle. 

Risikofaktoren

Es sind einige Risikofaktoren bekannt, die bei der Krebsentstehung eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehört in erster Linie der Hodenhochstand. Normalerweise wandern die Hoden beim Ungeborenen ab dem zweiten Monat aus der Bauchhöhle hinab in den Hodensack. Diese „Hodenwanderung“ ist im Allgemeinen mit dem ersten Lebensjahr abgeschlossen. Ist der Prozess gestört und bleibt ein Hoden in einer Fehllage auf halbem Wege hängen, etwa an der Peniswurzel oder in der Leistengegend, sprechen Mediziner von einem Hodenhochstand. Männer mit Hodenhochstand haben ein bis zu 20-fach erhöhtes Risiko, an einem Hodenkrebs zu erkranken. Durch eine frühe Operation kann dieses Risiko zwar gesenkt werden, ist gegenüber der Normalbevölkerung jedoch weiterhin erhöht. „Auch die Hypospadie ist ein Risiko, das darauf hinweist, dass die Anlagen für den Hodentumor angeboren sind“, sagt Urologe Pottek.

Weitere Faktoren

Weitere Risikofaktoren sind eine Entzündung, eine Verletzung oder Unterentwicklung des Hodens (Hodenatrophie). Bei Männern, die bereits auf einer Seite Hodenkrebs hatten, ist das Risiko höher, auch auf der Gegenseite einen Hodenkrebs zu entwickeln. Diese Tatsache sowie die beobachtete familiäre Häufung von Hodenkrebs weisen außerdem auf den Einfluss genetischer Faktoren hin.

Entsprechend der ethnischen Zugehörigkeit nimmt das Erkrankungsrisiko in der folgenden Reihenfolge zu: Afroamerikaner, Asiaten und nordamerikanische Indianer, weiße Nordamerikaner und Westeuropäer.

Hart, aber schmerzlos

Das Leitsymptom bei Hodenkrebs ist die meist schmerzlose, harte, überwiegend einseitige Schwellung des Hodens. Der derbe Knoten im Hodensack wird vom Patienten selbst oder der Partnerin bzw. dem Partner getastet. Schmerzen sind selten, z. B. ein einseitiges Ziehen im Hoden oder im Samenstrang. Begleitend kann eine Ansammlung wässriger Flüssigkeit um den Hoden (Hydrozele) auftreten. Bei hormonaktiven Tumoren können Symptome durch die Hormonproduktion entstehen, wie z. B. Unfruchtbarkeit, eine Abnahme der sexuellen Lust oder eine Vergrößerung der Brüste (sog. Gynäkomastie).

Umfassende Untersuchung notwendig

Erste wichtige Hinweise für die Diagnose „Hodenkrebs“ geben die Beschwerden des Patienten sowie eventuelle Risikofaktoren (Hodenhochstand, Tumor in der Familie etc.). Allein das Abtasten des Hodens führt den Arzt zum Krankheitsverdacht. Er wird die solide Struktur mit der Ultraschalluntersuchung (Hodensonographie) bildlich darstellen. Das Blut des Patienten gibt Hinweise auf seinen Allgemeinzustand und die Funktion einzelner Organe. Im Blut lassen sich aber auch Tumormarker nachweisen; das sind Eiweiße, die eine Aussage über das Vorliegen, den Verlauf und die Prognose einer Krebserkrankung erlauben. Beim Hodenkrebs sind die wesentlichen Tumormarker das AFP (alpha-Fetoprotein), beta-HCG (humanes Choriogonadotropin) und die LDH (Laktatdehydrogenase). Eine endgültige Diagnose erlaubt aber nur die mikroskopische Untersuchung einer Gewebeprobe aus dem Hoden durch den Pathologen. 

Therapieform hängt von der Krebsart ab

Für die Behandlung des Hodenkrebses stehen Operationen, die Chemotherapie und die Strahlentherapie zur Verfügung. Die Wahl des Therapieverfahrens ist von der Tumorart (Seminom oder Nicht-Seminom) und vom Tumorstadium abhängig. Die operative Entfernung des betroffenen Hodens steht jedoch immer an erster Stelle in der Behandlung.

Therapie der Seminome

Die Operation erfolgt immer über einen Zugang von der Leiste. Der betroffene Hoden wird vollständig mitsamt Nebenhoden und Samenstrang entfernt. Die Entfernung eines einzelnen Hodens hat keine Auswirkungen auf die Sexualität oder Zeugungsfähigkeit. Der Hoden der Gegenseite übernimmt normalerweise weiterhin die Funktion der Spermien- und Testosteronproduktion. „Allerdings kann bei einigen Tumorpatienten die Samenbildung auch bei dem gesunden Hoden eingeschränkt sein, weil durch die Tumorprodukte das empfindliche Hormonsystem gestört wird. Daher kann nach der Tumorentfernung die Samenzellproduktion wieder anspringen und die Zeugungsfähigkeit wiederhergestellt werden“, so Dr. Pottek.

Noch während der Operation wird aus dem Hoden der Gegenseite eine Gewebeprobe entnommen, um festzustellen, ob der andere Hoden ebenfalls betroffen ist, oder nicht. Anhand des entnommenen Gewebes wird der Zelltyp bestimmt werden, von dem der Hodenkrebs ausgeht, was für die weitere Behandlung und für die Prognose von entscheidender Bedeutung ist.

Nach der Operation können Silikon-Hodenprothesen in den Hodensack eingebracht werden, die ein völlig normales Aussehen der Genitalregion im unbekleideten Zustand oder in einer Badehose wiederherstellen.

Zusätzlich bestrahlen

Wenn der Tumor auf den einen Hoden beschränkt ist, erfolgt immer eine zusätzliche Strahlentherapie, um alle eventuell oder tatsächlich vorhandenen Tochtergeschwülste im Bauchraum zu vernichten bzw. den Tumor an einer Ausbreitung zu hindern. Alternativ kann eine Chemotherapie erfolgen. Hat sich der Hodenkrebs mit hoher Wahrscheinlichkeit (noch) nicht über den Hoden hinaus ausgebreitet, gibt es auch die Möglichkeit der „Surveillance“: In Studien prüfte man, inwieweit auf eine zusätzliche Therapie zur Operation verzichtet werden kann, wenn man die Patienten stattdessen in kleinen Zeitabständen nachuntersucht. Ein Tumorrückfall (Rezidiv) oder Metastasen sollen so rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Die Heilungschancen dieser Patienten sind bisher gegenüber den ergänzend mit Bestrahlung oder Chemotherapie behandelten Patienten nicht verschlechtert. Die psychische Belastung der „Surveillance“- Patienten kann dabei ein Hindernis sein, da der Hodenkrebs in fast 20 % der Fälle ein zweites Mal auftritt (Rezidiv).

Therapie der Nicht-Seminome

Die Operation erfolgt wie bei den Seminomen. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass die Betroffenen nicht bestrahlt werden, da Nicht-Seminome nicht bzw. kaum strahlenempfindlich sind.

Hodenkrebs gehört zu den Krebserkrankungen, die besonders gut zu behandeln und zu heilen sind. Bei Patienten im Stadium I, in dem keine Lymphknoten befallen sind oder sich Tochtergeschwülste gebildet haben, liegt die Heilungsrate bei 97 bis 100 %.

Besonders die Seminome haben gegenüber den Nicht-Seminomen eine günstigere Prognose.

Auch die Gegenseite

Ungefähr 5 % der Patienten mit Hodenkrebs entwickeln im weiteren Verlauf einen Hodenkrebs auf der Gegenseite. Aus diesem Grund erfolgt bei der Entfernung des sicher erkrankten Hodens eine Gewebeentnahme aus dem Hoden der Gegenseite. Bei ca. 5 % der Patienten kann bereits zu diesem Zeitpunkt ein Vorläufer von Krebs auch hier gefunden werden. In diesen Fällen wird der Hoden bestrahlt. Durch die Strahlentherapie verschwinden allerdings die Keimzellen, es werden also keine Spermien mehr produziert und der Mann wird unfruchtbar. Die Testosteron produzierenden Zellen sind hingegen widerstandsfähiger. Eine Hormon-Ersatztherapie ist daher in der Regel nicht notwendig. Auch das Sexualleben der Patienten ist nicht beeinträchtigt.

Um dem Risiko einer Unfruchtbarkeit vorzubeugen, wird jungen Männern geraten, vor der Therapie Samen in einer Samenbank zu deponieren. Dort werden sie tiefgefroren deponiert und können bei späterem Kinderwunsch aufgetaut und einer künstlichen Befruchtung zugeführt werden.

                   

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