Aktuell VerhütenGeschlechtskrankheiten HIV-Test aus dem Supermarkt?

HIV-Test aus dem Supermarkt?

von menscore
Fachliche Beratung: Ärztliche Redaktion
© angellodeco - Fotolia.com
© angellodeco - Fotolia.com

Die Zulassung des HIV-Heimtests in den USA schlägt Wellen. Hier auf einen Blick die Vor- und Nachteile des Schnelltests für zu Hause. Und: was die Zulassung in den USA für den deutschen Markt bedeutet.

Der Test

OraQuick Advance Rapid Antibody Test HIV -1/2 heißt das Gerät, mit dem man schnell mal den HIV-Test machen können soll. Die Versprechen der Firma OraSure Technologies, Inc. lauten: schnell, flexibel, genau, einfach und von Patienten bevorzugt. Testen kann man sich damit auf die Antikörper HIV-1 und HIV-2. Auf dem US-amerikanischen Markt soll es ab Oktober erhältlich sein und um die 60 Dollar kosten. Für den Test reicht ein Abstrich der Mundschleimhaut.  

Die Vorteile

Das hat der Schnelltest für zu Hause zu bieten:

  • Das Testgerät soll jeder kaufen können.
  • Das Ergebnis ist nach 20 bis 40 Minuten da.
  • Man kann den Test spontan durchführen, wenn das Gerät da ist.
  • Mehr Menschen testen sich, weil ein Test zu Hause 100prozentig anonym ist.
  • Das Ergebnis ist zu 92 Prozent sicher. 

Die Nachteile

Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. sieht den neuen Test kritisch. Die Gründe:

  • Das Ergebnis ist nicht sicher genug: Bei 7 von 100 Personen wird der HI-Virus nicht erkannt.
  • Bei 20 von 10.000 Anwendern wird fälschlicher Weise ein positives Ergebnis angezeigt.
  • Falsche Anwendung: In deutschen Medien wird der Test als Speicheltest gepriesen. Es muss jedoch ein Abstrich der Mundschleimhaut vorgenommen werden.
  • Die Beratung fehlt.
  • Bei jedem Schnelltest wird ein Bestätigungstest vorgenommen, nicht jedoch beim Heimtest.
  • Eine Infektion ist meist erst nach drei Monaten sicher festzustellen. Ein Arzt weiß das, ein Heimtest nicht. 

Zugelassen in den USA

Das deutsche Medizinproduktegesetz regelt, dass auch Schnelltests nur an Ärzte ausgeliefert werden dürfen; private Tests sind nicht zugelassen.

Die Zulassung wurde nur für den US-Markt erteilt. Die US-Zulassungsbehörde U.S. Food and Drug Administration (FDA) in White Oak, Maryland, USA, hofft darauf, dass sich mehr Menschen in den USA testen. Immerhin gäbe es dort 50.000 Neuinfektionen im Jahr, viele davon deshalb, weil etwa 20 Prozent der bereits Infizierten nicht wissen, dass sie infiziert sind – und das Virus weitergeben.

„Es ist wichtig den eigenen Infektionsstatus zu kennen, um die Verbreitung von HIV zu verhindern“, sagt Karen Midthun, Leiterin des Zentrums für Biologie, Evaluation und Forschung der FDA. Sie fügt hinzu: „Die Möglichkeit einen Heimtest zu erwerben ist eine zusätzliche Option für den Einzelnen, sich zu testen und gegebenenfalls medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.“

Ab Oktober 2012 soll Der Heimtest in Apotheken und Supermärkten erhältlich sein.

„HIV-Schnelltest im Walmart? In den USA bald Wirklichkeit und traurige Konsequenz des dortigen Gesundheitssystems“, twittert die AIDS-Hilfe dazu. In Deutschland gibt es andere Möglichkeiten. 

Kostenlose Tests in Deutschland

Natürlich kann man sich den Test übers Internet bestellen, auch wenn das in Deutschland nicht legal ist. Die Frage ist: Soll man oder soll man nicht? Die akkurateren Ergebnisse erhält man beim Labor-Test und den bekommt man nur beim Arzt oder dem Gesundheitsamt.

Der Vorteil bei einem HIV-Test in einer Arztpraxis oder beim Gesundheitsamt ist zusätzlich, dass man kompetent beraten wird. In einer Arztpraxis entstehen Kosten von 20 bis 30 Euro für den HIV-Test.

Alle Gesundheitsämter in Deutschland bieten kostenlose und anonyme HIV-Tests an:

  • Man bekommt eine Codenummer
  • Es wird ein Bluttest gemacht
  • Nach einer Woche erfährt man das Ergebnis erfahren, wenn man seine Codenummer angibt
  • Der Name muss nicht genannt werden

Im Fall der Fälle, wenn der Test also positiv ausfällt, braucht man ohnehin ärztliche Hilfe und Beratung. Warum sich also den Schock allein in der Wohnung holen?

Mehr Informationen zu AIDS und HIV-Tests gibt es bei den Gesundheitsämtern, bei der AIDS-Hilfe und beim Arzt.

Verwandte Beiträge

                   

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.
Akzeptieren Weitere Informationen