So überleben Sie und Ihre Beziehung diese Weihnachten von Inka Steyn 17. November 2013 geschrieben von Inka Steyn Fachliche Beratung: NEIN © Fotowerk - Fotolia.com Friede, Freude, Weihnachtskrieg? Vorbereitung hilft das Schlimmste zu verhindern. Denn wer die Problempunkte kennt, kann sie auch sicher umschiffen. Es gibt keinen Reis, Baby! Zu Weihnachten hat Muttis Saftbraten Tradition. Das Problem: Ihre neue Freundin hält schon flammende Vorträge gegen Massentierhaltung, wenn sie nur ein Würstchen von weitem sieht. Hier heißt es: Vorbeugen! Sagen Sie Ihrer Süßen, dass sie nicht von Ihrer Familie verlangen kann, kein totes Tier zu servieren und dass sie sich auf keinen Fall durch dumme Fragen („Ach so, Sie fressen also Körner?“) provozieren lassen soll. Üben Sie das gegebenenfalls per Rollenspiel. Informieren Sie Ihre Eltern mindestens eine Woche vorher über die Ernährungsweise Ihrer Liebsten. Bitten Sie sie, sich Kommentare zu verkneifen und zur Ruhigstellung des Gastes genügend Beilagen bereit zuhalten. Bieten Sie an, das Fleisch auf einem Biohof zu besorgen. Dann kann Ihre Freundin zur Not mit dem Hinweis beruhigt werden, dass das tote Schwein zu Lebzeiten ein Glücksschein war. Sicher wie das Amen in der Kirche… …ist der Streit, ob sich die Familie an Heiligabend in selbige begibt. Nicht selten schließt sich daran die Grundsatzfrage „Kirche? Warum eigentlich?“ an. Klar können Sie jetzt damit rausrücken, dass Sie schon längst aus dem „scheinheiligen Verein“ aus- und dem Buddhismus/Islam/dem internationalen Bund der Atheisten beigetreten sind. Sie können. Sie sollten aber nicht. Das führt nur zu unschönen Auseinandersetzungen, an deren Ende Mutti schmollt, Vati schweigt und schließlich doch alle zerknirscht in der Mitternachtsmette sitzen. Setzen Sie auf Diplomatie. Erklären Sie den Kirchengegnern, dass ein Kirchenbesuch eben nicht nur ein Kirchenbesuch sein muss, sondern der Weg dorthin ein weltlicher Verdauungsspaziergang sein kann. Der Aufenthalt im Gotteshaus wird so zur Aufwärmpause. Geben Sie den Kirchenfans zu bedenken, dass „Der kleine Lord“ o. ä. im TV kommt (Zur Sicherheit vor Programmänderungen: DVD mitbringen). Und dann wird abgestimmt… Übrigens: Als Gast in einer anderen Familie sollten Sie sich komplett aus Diskussionen heraushalten – und sich den Gepflogenheiten anpassen. Oh, (nein! Der) Tannenbaum (brennt)! Erste Regel: Vorbeugen ist besser als löschen. Wählen Sie darum eine Lichterkette mit GS-Prüfsiegel. Geht nicht? Ihre Liebste möchte echte Kerzen am Baum haben, mit dem Totschlaghinweis „das sei doch sooo romantisch.“ Dann achten Sie darauf, dass der Baum weit genug weg von brennbaren Gegenständen, etwa Vorhängen oder der Krippe, steht. Von selbst versteht sich, dass Sie brennende Kerzen nie aus den Augen lassen. Trotzdem brutzelt’s plötzlich? Kleinere Kokeleien lassen sich laut Feuerwehr gut mit einer wassergefüllten Blumenspritze bekämpfen. Nützt das nichts, kippen Sie noch einen Eimer Wasser hinterher. Beides sollten Sie sinnvollerweise vorher bereitstellen. (Der Bundesverband deutscher Versicherungskaufleute – BKV – weist übrigens daraufhin, dass Wasserschäden, die helfen, Brandschäden zu verringern, als „Rettungskosten“ bei der Hausratversicherung geltend gemacht werden können.) Lässt sich der Brand nicht sofort unter Kontrolle bringen, spielen Sie keinesfalls den Helden. Schließen Sie Fenster und Türen des betreffenden Zimmers, das sie flotten Schrittes verlassen. Begeben Sie sich umgehend zum nächsten Fernsprecher oder Mobiltelefon. Und wählen sie die Nummer 112. „Dann hatte uns der Russe umstellt…“ – Themenwechsel leicht gemacht Ur-Opa ist in Fahrt. Und erzählt von abgefrorenen Zehen und fies eiternden Kriegsverletzungen. Sie würden gerne das Thema wechseln, möchten Ur-Opi aber nicht vor den Kopf stoßen. Claudia Viganske, Diplom-Psychologin und Mediatorin aus Köln (www.mediation-info.de), rät: „Wenn der ältere Verwandte unentwegt vom Krieg erzählt, möchte er womöglich nur ein bisschen Anerkennung. Überlegen Sie, ob es nicht ein anderes Thema gibt, das Sie selbst interessiert und dem Verwandten trotzdem Gelegenheit gibt, seine Erfahrung und Kompetenz herauszustellen. Vielleicht lässt sich noch etwas Wissenswertes über die Familiengeschichte erfahren?“ Anders sieht es aus, wenn Eltern mit Fragen nach Heirat und Kindern nerven. Mediatorin Viganske: „Man sollte hier ehrlich antworten, und, falls nichts dergleichen geplant ist, auch dazu stehen, anstatt falsche Versprechungen zu machen. Sonst wird die nächste Familienfeier zum Spießrutenlauf.“ Wenn Sie allerdings der Daddy Ihrer Süßen zum Kreuzverhör beiseite nimmt („Junger Mann, Sie nehmen doch keine Drogen?“) hilft nur die Flucht nach vorn. Viganske: „Das Kreuzverhör des Vaters ist womöglich nichts anderes als Ausdruck der Sorge um die Tochter. Mögliche Strategie: Stellen Sie diese Besorgnis als Gemeinsamkeit heraus, sagen Sie z. B., „Eigentlich könnte ich ja beleidigt sein, dass Sie mir zutrauen, Drogen zu nehmen, aber ich verstehe, dass Sie um Susi/Ludmilla/Erika besorgt sind. Da haben wir etwas gemeinsam – ich würde nie zulassen, dass sie auf die schiefe Bahn gerät.“ Bei Fragen nach der beruflichen Situation rät Viganske: „Zeigen Sie Optimismus! Wenn die gegenwärtige Situation nicht so rosig ausschaut, lenken Sie die Aufmerksamkeit Ihres Gesprächspartners auf ihre viel versprechende Zukunft. Das lässt nicht nur auf Zielstrebigkeit schließen, sondern hat außerdem den Nebeneffekt einer Selbstmotivation.“ Heute im Programm Wer die Abendgestaltung nach Bescherung und Essen nicht den TV-Sendern oder dem Ur-Opi (s.o.) überlassen möchte, sollte sich schon vorher überlegen, welche Spiele bei allen Beteiligten ankommen. Klassiker wie Monopoly, Kniffel oder Trivial Pursuit sollten in Reichweite lagern. Aber warum nicht ein Spiel verschenken, das dann gleich ausprobiert werden kann? Handgefertigte und unkonventionelle Spiele, die gleichzeitig Kunstobjekte sind, gibt es über die „Edition Perlhuhn“ (www.perlhuhn.de). Im Spiel „Quanta Costa“ geht es etwa darum, so schnell wie möglich den Kassenbereich eines Supermarktes zu passieren. Eine andere Möglichkeit: Sie bringen ein Buch mit Weihnachtsgeschichten mit – und dann wird abwechselnd vorgelesen. Buchtipp: „24 Weihnachtsgeschichten zum Vorlesen“ von Sophie Härtling (7 Euro, Fischer). Es kann nur eine geben „Junge, Hast du eigentlich nochmal etwas von Petra gehört? Das war ja so ein nettes Mädchen.“ fragt Ihre Mutter mit zuckersüßem Lächeln. Ihre Freundin steht daneben und guckt betreten, denn sie heißt nicht Petra, sondern Pia. Petra ist Ihre Ex-, Ex-, Ex-Freundin und seit Sie nicht mehr mit Ihr zusammen sind (aber auch erst seitdem), für Ihre Mutter die „hübscheste und intelligenteste“ Freundin, die Sie je hatten. Wenn Mami doof zur neuen Flamme ist, steckt Eifersucht dahinter. Mediatorin Viganske: „In weniger schweren Fällen kann der Filius Mutti beruhigen, indem er sich ihr zuwendet, aufmerksam ist, ein Kompliment macht, sprich: indem er deutlich macht: Keine Sorge, du bist konkurrenzlos. Was die Freundin tun kann: Höflich und zurückhaltend bleiben, Komplimente machen. Taktisch auch klug: den Sohn loben – denn er ist ja das Produkt von Muttis Erziehung. Auf keinen Fall sollte die Freundin durchblicken lassen, dass sie den Partner besser kennt, versteht usw. als die Mutter – sonst ist ewige Feindschaft vorprogrammiert.“Falls Sie ernsthafte Befürchtungen haben, dass Ihre Mutter sich nicht beherrschen kann, sollten Sie sich vorher überlegen, ob Sie Ihrem Schatzi und sich nicht lieber eine Reise in den Süden schenken – über Weihnachten. Sehen Sie doch mal unter www.lastminute.de nach. Seien Sie milde zu den Gaben! Sicher, so ein Nasenhaarschneider ist praktisch. Und einen Pulli mit Comicmotiven zu besitzen, ist besser als frieren (zumindest, solange Sie niemand sieht). Und manche Männer freuen sich sogar über einen Eierkocher. Sie nicht! Um genau zu sein: Sie freuen sich kein bisschen über einen Eierkocher. Schon gar nicht, wenn der von Ihrer Freundin kommt. Aber sollten Sie deswegen sofort zum Telefon gehen und laut den Sperrmüll bestellen (auch wenn am anderen Ende ein Band läuft)? Die Antwort lautet: Nein! Niemand ist verpflichtet, Ihnen etwas zu schenken – auch nicht Ihre Freundin. Überschwängliche Begeisterung brauchen Sie allerdings auch nicht zu heucheln – sonst brauchen Sie sich in Zukunft nicht über seltsame Gaben wundern. Nehmen Sie es mit Humor: „Liebling, ist der Eierkocher eine versteckte Botschaft? Ich weiß ja, ich servier‘ Dir zu selten Frühstück im Bett. Aber das wird sich jetzt ändern.“ Am besten ist natürlich vorsorgen (statt entsorgen): Vereinbaren sie, sich nix zu schenken. Oder schreiben Sie einen (bescheidenen) Wunschzettel. Auch gut: Gehen Sie eine Weile vor dem Fest mit Ihrem Liebling in der Stadt spazieren und bleiben Sie sehnsüchtig vor dem Schaufenster mit der Carrera-Bahn stehen, die Sie sich wünschen, seit Sie sechs sind. Diesmal werden Sie sie kriegen: Frauen merken sich so was! Doch Obacht: Die Damen praktizieren diese Technik ebenfalls. Wenn die Lady also vor dem Brilli beim Juwelier Pause macht, wissen Sie, was Sie zu tun haben… Stille Nacht? Laute Nacht! Ihre Eltern sind über die Feiertage nach Oberstdorf gefahren. So konnten Sie zum einen Ihrer Süßen nonchalant anbieten: „Baby, klar komm ich mit zu deinen Eltern!“ Sie sind zudem sicher vor dem Schockersatz, mit dem Ihre Mutter regelmäßig das Blut in Ihren Adern gefrieren lässt: „Kinder, nun lasst uns zusammen singen.“ Und schon stimmt sie, viel zu hoch und schief die ersten Töne von „Stille Nacht, heilige Nacht“ an. Dieses Jahr nicht! Doch zu früh gefreut: Kaum sitzt man in der Familie Ihrer Freundin mit einem Glas Wein auf der Ledergarnitur, seufzt deren Mami: „Hach, Kinder, nun lasst uns singen.“ Und schon stimmt sie, viel zu hoch und schief. Nutzen Sie die Gelegenheit, in den Charts der potenziellen Lieblings-Schwiegersöhne Ihrer Lebensabschnitts-Schwiegermutter in von Null auf Platz Eins einzusteigen. Lernen Sie die Texte aller(!) Strophen von „O du fröhliche“ bis „Leise rieselt der Schnee“ auswendig (nebenbei eine feine Übung, damit Sie bei Vorträgen im Job nicht immer einen Spickzettel brauchen.) Das ist viel weniger peinlich als betreten mitzusummen, weil der Text nur noch rudimentär bekannt ist. Üben Sie den musikalischen Part an den dafür vorgesehenen Orten wie Badewanne und Dusche. Vielleicht noch ein paar Gospel-Songs als Zugabe? Und dann: Singen Sie mit, was das Zeug hält! Wei(h)nachten Achten Sie diesmal beim Wein nicht nur aufs Etikett, sondern auch auf die Etikette. Aber wie war das noch mal? Schenkt der ein, der einen guten Tropfen mitgebracht hat? Und wer kriegt den Suff als erster? Susanne Kind-Friz vom Institut „Takt & Stil“ (www.takt-und-stil.de), Etikettetrainerin, weiß Rat: „Der Gastgeber schenkt den Wein ein. Und zwar zunächst dem Ranghöchsten, das ist in der Regel die älteste Person. Und natürlich bekommt die Dame vor dem Herrn.“ Oma sollte also als erste ihr Glas voll haben, dann Opa usw. Wenn ein Ehrengast zugegen sein sollte (der Freund der Tochter fällt im Allgemeinen nicht darunter, eher der weitgereiste Onkel aus Brasilien) bekommt der als erster. Mitgebrachter Wein wird nie geöffnet. Susanne Kind-Friz: „Der Wein ist beim Transport durchgeschüttelt worden und sollte zunächst ruhen. Mitgebrachten Wein sollte man anschauen, loben – und dann wegstellen.“ SOS – Schnellen Ortswechsel Sicherstellen Sie sind gerade erst mit Ihrer Freundin bei deren Eltern gekommen – und schon ist klar: Das überleben Sie nicht. Die Wohnung wird von Duftkerzen in Wunderbaum-Aroma getaucht und aus den Boxen trällert Roger Whittaker mit Mireille Matthieu um die Wette. Als i-Tüpfelchen hat Ihnen der Dackel zur Begrüßung ein Loch ins Hosenbein gebissen. Sie wollen zu Ihrer Mami – oder wenigstens in Ihre Stammkneipe! Gut, wenn Sie vorgesorgt haben: Kultivieren Sie gesundheitliche Gebrechen! Bemerken Sie bereits Tage zuvor, dass es Ihnen im Moment nicht besonders gut geht („Hach, der wurzelbehandelte Zahn/ mein Magen/ diese Migräne…“) Darauf lässt sich bei Bedarf aufbauen. Ohne Vorbereitung funktioniert folgende Strategie: Lassen Sie Ihr Handy in der Jacke an der Garderobe. Geben Sie vor, etwas aus der Jackentasche zu holen. Wählen Sie dann im Handy die Option „Klingeltöne“. Lassen Sie es bimmeln. Tun Sie so, als sei Ihr Vermieter dran. „Meine Wohnung unter Wasser? Ich komme.“ Weihnachtstag – Zahltag? Ihre Mutter ist empört. Vor zweiunddreißig Jahren, drei Monaten und zwei Tagen soll sie ihren Bruder „verprügelt“ haben. Wie aus dem Nichts fallen auch Ihrer Schwester Anekdoten zur „menschenunwürdigen Erziehung“ Ihrer Eltern ein: „Ihr habt mich im Keller eingesperrt. Bei den Spinnen“, schreit sie, als sei es gestern gewesen. Ihre Mutter ist den Tränen nahe: „Aber Kind, das war doch ein Versehen!“, und Vati brüllt „Undankbares Gesocks! Ihr habt es immer gut gehabt bei uns!“ Wenn an Weihnachten die Familie zusammenkommt, kann die zuckrige Feiertags-Harmonie schnell ins Gegenteil kippen. Mediatorin Viganske rät: „Vorbeugend sollten an Weihnachten keine Erziehungsfehler der Eltern aufs Tapet gebracht werden. In dieser Situation werden sich die meisten Eltern massiv angegriffen fühlen und eine Verteidigungsposition einnehmen. Da hilft nur noch Deeskalation in Form eines geordneten Rückzugs.“ Falls Sie also der ruhende Pol sein sollten, nehmen Sie Ihre Geschwister beiseite und machen Sie Ihnen klar, dass mit verjährten Vorwürfen kein Blumentopf zu gewinnen ist. Neigen Sie selbst zu Streitereien, gehen Sie (etwa unter dem Vorwand, dass Ihnen nicht gut sei oder Sie telefonieren wollen) vor die Tür, sobald Sie das Gefühl haben, dass Ihnen gleich der Kragen platzt. Atmen Sie tief durch, gehen Sie spazieren. So lange, bis Ihr Körper das ausgeschüttete Adrenalin verarbeitet hat. 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