Beziehungsbremse Erektionsstörungen von menscore 14. April 2014 geschrieben von menscore © Gina Sanders - Fotolia.com Nicht nur Beziehungsstress kann die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen; auch Erektionsstörungen können die Beziehung schwer belasten. Wege aus dem Teufelskreis. Dass Sexualität, Zärtlichkeit und gemeinsame Unternehmungen in Beziehungen eine wichtige Rolle spielen, ist kein Geheimnis. Einige Ursachen für das zunehmende Abkühlen der Beziehung scheint von Betroffenen aber wie ein Geheimnis behandelt zu werden, sehr zu ihrem und zum Leidwesen ihrer Partnerinnen. Bei diesen Ursachen handelt es sich um Erektionsstörungen und Problemen beim Wasserlassen aufgrund einer vergrößerten Prostata. Erektionsstörungen wirken wie Schläge auf das Selbstbewusstsein, und je schwieriger es wird, eine Erektion zustande zu bekommen und aufrecht zu erhalten, desto mehr meidet man Situationen, in denen diese Erfahrung droht. Anstatt mit der Partnerin offen darüber zu sprechen, suchen Betroffene nach Ausreden, warum Sex gerade keine gute Idee ist. Was die ersten Male noch funktionieren mag, wird von der Liebsten bald durchschaut, nämlich als Ausrede, um keinen Sex mit ihr haben zu müssen. Was die meisten Partnerinnen in solch einer Situation aber nicht erkennen, ist die Ursache. Denn sie suchen sie bei sich, und haben auch gleich einen Verdacht: „Er findet mich nicht mehr attraktiv“. Oder: „Er hat eine andere“. In beiden Fällen wird sie sich nun gekränkt ebenfalls zurückziehen. Was der Mann wiederum nicht als Kränkung der Frau erkennt, sondern als eine Abkehr von ihm: „Sie spürt, dass ich nicht mehr kann, deshalb findet sie mich nicht mehr attraktiv“. Die Folge: Zu den an sich schon belastenden Erektionsstörungen kommen nun Beziehungsprobleme in Form von Spannungen, Verlust von Vertrauen und Zärtlichkeiten hinzu. Der Teufelskreis ist dann eigentlich schon komplett. Und dann noch Prostatabeschwerden… Da etwa die Hälfte aller Männer über 50 Jahre oft zusätzlich zu Erektionsstörungen auch eine gutartige Vergrößerung der Prostata (Benignes Prostatasyndrom, BPS) haben, kommen meist noch weitere Probleme auf die Beziehung zu: Eine BPS verursacht nämlich Beschwerden beim Wasserlassen oder einen zu häufigen Harndrang, auch nachts, weshalb viele Betroffene sich nur sicher fühlen, wenn eine Toilette in nächster Nähe ist. Kino- und Konzertbesuche können dann schon zum Problem werden. Und wenn die rasche Erreichbarkeit einer Toilette nicht gewährleistet ist, muss auf gemeinsame Unternehmungen verzichtet werden. Und auch die gemeinsame Nachtruhe ist nicht mehr das, was sie mal war. Denn der Harndrang treibt die Betroffenen auch nachts häufig aus dem Bett, so dass der Schlaf der Partnerin gestört wird. Schluss mit Genuss Klingt düster? Ist aber alltägliche Realität. In der aktuellen Umfrage „Taking Control“ gaben 78 Prozent der Männer und 68 Prozent der Frauen an, dass sie aufgrund der Erektionsstörungen gemeinsame Aktivitäten mit dem Partner nicht mehr wie früher genießen können. Etwa 80 Prozent der Befragten empfinden ihre Beziehung insgesamt dadurch belastet, wobei in erster Linie die Sexualität genannt wurde (70%), gefolgt von der Sorge über die Symptome (gut 50%), bis hin zu Spannungen in der Partnerschaft (27%), Streit (13% der Frauen, 4% der Männer) und schließlich, dass man dem Partner zunehmend aus dem Weg geht (10% der Männer, 8% der Frauen). Die meisten leiden still vor sich hin Zwar suchten laut der Umfrage 78 Prozent der befragten Männer und 81 Prozent der Frauen tatsächlich irgendwann das Gespräch mit dem Partner. Aber oft verharrten die Paare sehr lange in dieser belastenden Situation: Ein Drittel der Männer gab an, erst nach vielen Monaten überhaupt den Mut dazu aufgebracht zu haben, und 23 Prozent waren sogar erst nach über einem Jahr aktiv geworden. Bei den Frauen war es immerhin noch knapp die Hälfte, die zwischen vier und mehr als zwölf Monate Zeit benötigte, bevor sie ihren Partner auf die Erektionsstörungen ansprach. Etwa jeder fünfte der Befragten vermied das Thema sogar ganz. Entweder, weil sie nicht wussten, was und wie sie es sagen sollten (45% Männer, 32% Frauen), oder weil sie davon zu unangenehm berührt waren (32% Männer, 16% Frauen). Wobei keine der befragten Frauen es für sich selbst als peinlich empfand, über Erektionsstörungen zu sprechen, aber 26 Prozent der Männer Peinlichkeit als wichtigsten Grund für ihre Sprachlosigkeit nannten. In diesem Zusammenhang interessant ist, dass Männer und Frauen gemeinsam erlebte Situationen tatsächlich sehr unterschiedlich wahrnehmen: Auf die Frage, wer das Gespräch über die Erektionsstörungen in der Partnerschaft initiiert habe, meinten 89 Prozent der Männer, aber auch 76 Prozent der Frauen, von sich aus das Thema angesprochen zu haben. Behandlungsscheu trotz bester Möglichkeiten Noch erstaunlicher ist allerdings, dass 86 Prozent der befragten Männer angaben, Prostatabeschwerden wie häufigen Harndrang nicht behandeln zu lassen. Bei Erektionsstörungen sagten sogar rund 80 Prozent der Männer, dass sie keine Behandlung durchführen ließen. Dabei gibt es sowohl für Erektionsstörungen als auch für Prostataprobleme gute Behandlungsmöglichkeiten. Mit der so genannten Konstanztherapie gibt es seit kurzem auch eine medikamentöse Therapie, bei der ein PDE-5-Hemmer niedrig dosiert täglich eingenommen wird, und die beide Problembereiche – Erektionsstörungen und Prostatabeschwerden – gleichzeitig behandelt werden können. Ob für einen eine solche oder eine andere Therapie, etwa Kombinationen aus Medikamenten und/ oder apparativen (etwa Vakuumpumpen, SKAT, MUSE) oder operativen Methoden in Frage kommen, muss der Urologe für jeden Patienten individuell feststellen. Tipps für den Gesprächseinstieg beim Arzt Erektionsstörungen • „Ich muss intime Momente mit meiner Partnerin wegen meiner Erektionsstörungen immer genau planen.“• „Ich habe ein bisschen Schwierigkeiten, eine Erektion zu bekommen.“• „Intimität wird für mich und meine Partnerin zu einem Problem.“• „Ich mache mir Sorgen, dass ich vielleicht keine Erektion mehr bekommen kann.“• „Ich möchte gerne mit Ihnen über Erektionsstörungen sprechen.“ Prostatabeschwerden • „Ich verspüre einen häufigen oder dringenden Harndrang.“• „Nach dem Wasserlassen habe ich das Gefühl, dass die Blase nicht wirklich leer ist.“• „Ich habe den Eindruck, beim Wasserlassen drücken oder pressen zu müssen.“• „Es stört mich und meine Partnerin, dass ich ständig auf die Toilette muss.“• „Meine Partnerin möchte sicher sein, dass ich nicht ernsthaft krank bin.“ Infokasten zur UmfrageDie internationale Umfrage „Taking Control“ wurde Ende 2013 in acht verschiedenen europäischen, lateinamerikanischen und nordamerikanischen Ländern durchgeführt. 1.513 Männer und Frauen haben an der Online-Befragung teilgenommen. Ziel der Umfrage war es, herauszufinden, wie die Befragten mit Erektionsstörungen oder Prostatabeschwerden wie bei BPS umgehen und welchen Einfluss die Symptome auf die Betroffenen, ihre Partnerinnen und auf die Partnerschaft haben. Im Text genannte Zahlen beziehen sich auf die nationalen Ergebnisse aus Deutschland. ErektionsstörungKonstanztherapieProstatavergrößerung vorheriger Beitrag Behandlung von Potenz- und Prostataproblemen – Experteninterview nächster Beitrag So flirten Sie erfolgreich Verwandte Beiträge Sexhäufigkeit abhängig von der Beziehungsphase Pilotstudie: Sexuelle Beziehungsformen nach Generationen Beziehung retten statt Fremdgehen Besserer Sex durch getrennte Betten? Geschenke-Code, oder: geheime Botschaften unterm Baum Glückliche Weihnachten für Paare – so klappt’s